Samstag zweite Etappe
Den heutigen Streckenabschnitt habe ich selbsterklärend wieder mit ausreichend landschafltlicher Perlen gespickt. Gleich zu Anfang erwartet uns die Holzbachschlucht, die alle – Gott sei Dank – unbeschadet durchqueren.
Von Jörg Schimitzek
Nach dem langen Regen sind die Trails inzwischen derart aufgeweicht, dass wir vor allem am Nachmittag abschnittsweise durch knöcheltiefen Schlamm waten. Alles ist extrem rutschig und somit beim Laufen doppelt kraftzehrend.
Westerburger Land
Insbesondere das Westerburger Land gehört zu meinem bevorzugten Trainingsgebiet und ist mir daher sehr vertraut. Wie es sich für einen guten Guide gehört, mache ich beim morgendlichen Briefing alle auf die bevorstehenden steilen Anstiege aufmerksam und rate dazu sein Pulver nicht gleich auf den ersten Kilometern am Winner Berg zu verschießen. Eine gute Strategie, die sich im Verlauf des Tages auszahlen wird. Wie gesagt, allen Läufern stecken bereits die 46 Kilometer und 1.100 Höhenmeter des Vortags in den Knochen. Dafür allerdings war der Start sehr geschmeidig.
Am Mahnmal der Heimatvertriebenen am Katzenstein nördlich von Westerburg treffen wir auf eine Gruppe von rund 25 Wanderern. Das müssen sie sein, die Blogger die heute auf Einladung der Rheinland-Pfalz-Touristik den Westerwald im Rahmen eines Wandermarathons parallel zum Endurance Trail erkunden. Die gewonnenen Eindrücke präsentieren die wandernden Reporter auf ihren wunderbaren Internetseiten und Blogs zum Thema Outdoor und Wandern einem breiten Publikum.
Nach ein paar interessierten Gesprächen insbesondere zum Thema “lauft ihr etwa in den Dingern…” setzten wir die Reise in Richtung Wiesensee fort. Das Wellness-Angebot dort ist zwar unglaublich verlockend, wir biegen dennoch in Hergenroth südlich in Richtung Westerwälder Seenplatte ab. Und da ist er auch schon, der nächste Anstieg vor dem ich eindringlich gewarnt hatte.
Der Lauftreff Osnabrück
Auch heute erwartet uns Carmen mit ihrem reichhaltigen Mittags-Buffet auf halber Strecke. Gemeinschaftlich beschließen wir, die Mittagspause etwas auszudehnen. Wir liegen gut in der Zeit und haben es auch mehr als verdient. In der Hoffnung die Wettergötter mit diesem albernen Trick besänftigen zu können lassen wir keine Reste auf den Tellern, sondern essen alles brav auf. Für den Augenblick funktioniert das super. Als wir gerade wieder aufbrechen wollen, erscheint ein weiteres Wandergrüppchen auf der Bildfläche des Tages. Der Lauftreff Osnabrück macht einen Wanderausfllug im Westerwald. Allesamt total nette Leute und so verweilen wir noch einen Moment an Carmens Kuchentheke. Was hat die Wanderer wohl am brennensten interessiert? Nein, nicht die attraktiven Frauen unserer Crew, sondern die Frage aller Fragen: “Lauft ihr etwa in den Dingern…”
Wir trotten weiter unseres Weges und versuchen jeder für sich, in seinen ureigensten Flow zu kommen. Naja, gelingt mehr oder weniger gut und einige gestehen, zu viel gegessen zu haben. Diese Beichte nehme ich zum Anlass, das Tempo immer wieder etwas anzuheben, denn schließlich müssen die überschüssigen Kalorien verbrannt werden. Etliche Kilometer später erreichen wir endlich die Westerwälder Seenplatte. Wir passieren den Haus- Post- und Brinkenweiher und landen am östlichen Ufer des mit 123 ha größten der sieben Weiher, dem Dreifelder Weiher. Dieser wird übrigens von dem kleinen Flüßchen “Wied” durchflossen, zu dessen Quelle wir als nächstes wollen.
Schnapps, Worscht un Brrräzzel
Es folgen die malerischen Örtchen Dreifelden und Linden an dessen Ortsrand die Wied ihren Ursprung hat. Von der Wiedquelle bis zum Etappenziel sind es jetzt nur noch schlappe 10 Kilometer. Mit diesen aufmunternden Worten versuche ich, die Stimmung der Truppe aufzuheitern. Hmm… ich glaube, es gibt zahlreiche Dinge, die ich deutlich besser kann. Wir beißen also alle die Zähne zusammen und kämpfen uns tapfer zum nächsten Hochpunkt der Strecke, der “Alpenröder Hütte” vor.
Ich nutzte die Gelegenheit dort hinzugehen, wo auch “der Kaiser zu Fuß hin geht”, die anderen laufen schon mal ohne mich weiter. Gerade will ich das urige Lokal verlassen, als sich mir ein Mann in den Weg stellt und mit dem Finger auf mich zeigt. “Ok, ich zahle ja was für die Toilettennutzung…” geht mir durch den Kopf. Bevor ich meinen Gedanken fertig formuliert habe, höre ich den Mann sagen: “He honn isch en Schnapps, ne Worscht un en Brrräzzel fer disch…” Was soll ich sagen, so sind wir Wäller halt. Stets gastfreundlich und herzlich, das mit den Basaltköppen ist nur eine Legende!
Endlich ist Enspel in Sichtweite. Jetzt heißt es noch einmal alle Asse aus den Hosenbeinen ziehen und den letzten Anstieg bezwingen. Was folgt, ist das liebgewonnene Verwöhnprogramm bestehend aus alkoholfreiem Hachenburger-Feierabend-Weizenbier, einer heißen Dusche, Fußbad und Ölmassage bei ein oder zwei Tässchen Kaffee.
Damit aber nicht genug das Team vom Stöffelpark hat für uns ein BBQ nach Wäller Art arangiert, das wir in einer sensationellen Location einnehmen dürfen. Wer den Stöffelpark nicht kennt, sollte diese Lücke schnellstmöglich schließen. Der Kohleschuppen und die alte Schmiede sind echt der Burner. Ach was sag ich, das gesamte Areal ist traumhaft. Eine sehr gelungene Verbindung aus moderner Eventlocation und Industriemuseum. Hier kann man hautnah erleben, wie sich der, den Westerwald prägenden Abbau von vulkanischem Basaltgestein entwickelt und so auch das Leben in der damaligen Zeit geprägt hat.