1. WET – Etappe 1: Herborn – Secker Weiher

Die verwegenen 7 unterwegs im Wäller Land

“Hmmm ein offizieller Ultralauf auf dem WesterwaldSteig durch´s Wäller Land….” dieser Gedanke ging mir nach meinem LebensLauf 2013 durch den Kopf.

Von Jörg Schimitzek

Damit begann auch schon das Abenteuer Benefizlauf. Fast vier Jahre sind seitdem vergangen und hinter dem Organisatorenteam bestehend aus Katrin Schneider vom WesterwaldSteig Touristik Service und mir bzw. meiner mittlerweile gegründeten Laufschule Westerwald liegen eineinhalb Jahre planen, kalkulieren, telefonieren, Mails schreiben und koordinieren. Zu guter letzt konnte ich mit den Startgebühren der 7 Teilnehmer (meine Person eingerechnet) die entstandenen Kosten nicht einmal decken.

Dem aufmerksamen Leser mag jetzt der Gedanke “…ganz schön doof” in den Sinn kommen und die Frage ob und für wen sich dieser ganze Aufwand überhaupt lohnt. Ich gebe zu, das finanzielle Defizit war nicht geplant. Bei der durchaus berechtigten Sinn-Frage komme ich nicht umhin den 1. WesterwaldSteig Endurance Trail aus dreierlei Perspektive zu bewerten. Aus der eines frischgebackenen Laufveranstalters, der rein zufällig leidenschaftlicher und barfuß laufender Trailrunner mit Hund ist und nicht zuletzt aus der Perspektive eines von sexuellem Missbrauch in der Kindheit betroffenen Erwachsenen. Denn wer mich kennt, weiß, ich laufe als Betroffener für Betroffene.

Aber keine Angst, die nachfolgenden Passagen werden nicht von Excel-Sheets mit Berechnungen des Break-Even oder schwermütigen Gedanken gespickt sein. Euch erwartet ein Laufbericht, der wie gewohnt von den kleinen und großen Abenteuern auf den wilden Höhen des Westerwalds erzählt.

Native Power

Für die bevorstehende Herausforderung hatte ich rund drei Monate gezieltes Training eingeplant, wobei in den letzten vier Wochen jeweils ein Marathon auf dem Programm stand. Schließlich galt es nacheinander zwei kleine Ultras mit einer Distanz von je 46 Kilometern und 800-1.200 Höhenmetern sowie einen lockeren 23er am dritten Lauftag zu absolvieren und danach mit einem möglichst breiten Grinsen im Gesicht über die Ziellinie zu laufen.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich die Gesamtstrecke barfuß bzw. in meinen FiveFingers laufen will? FiveFingers sind mehr Socke als Schuh. Sie haben eine drei Millimeter dünne Sohle, null Sprengung, null Dämpfung und “Zehengaragen”, ja so nennt man die Dinger vorn dran. Der coole Typ im Born-to-Run-Style auf dem Foto neben mir ist übrigens Tassilo, Doktor der Naturwissenschaften den ihr zu jeder Jahreszeit in seinen Luna-Sandals auf den Trails antrefft.

Die WET Crew

Wenn ich schon dabei bin, dann stell ich euch auch gleich die anderen Teilnehmer der WET Crew vor. Dass die von mir gewählte Abkürzung “WET” des Laufs von den englischsprachigen Wettergöttern wörtlich genommen wird, konnte ich nun beim besten Willen nicht vorhersehen aber dazu an anderer Stelle mehr. So wer war alles dabei? Neben den beiden Native Runnern Tassilo und mir, selbstverständlich Trainingspartner Oli. Unsere ernsthaften Bemühungen der Vorbereitung haben wir auf umfangreichem Bild und Videomaterial festgehalten. Rückblickend kann ich nur sagen: Gott sein Dank haben wir das Training so konsequent durchgezogen.

Dann war, da noch Matthias der bereits 2013 Abschnitte des Steigs mit mir gelaufen ist und sich auch diesmal wieder der Herausforderung gestellt hat. Thorsten und Uli waren die Pacemaker…. und irgendwann auch weg. Mit dem Tempo der beiden Profis konnte ich nicht mithalten. Die einzigste Frau im Team war Sandra. Eine absolut taffe Läuferin mit sehr viel Power und Erfahrung.

Startschuss Freitagmorgen

Herborns Bürgermeister Hans Benner begrüßt uns in der Hessentagsstadt und schickt uns auf die noch recht passable Strecke. Spätestens ab Erdbach war allen klar, warum der Steig “Steig” heißt. Auf überwiegend einfachsten Wegen und Singletrails schlängelt sich unser Weg bergauf bergab vom hessischen Lahn-Dill-Bergland in Richtung Hoher Westerwald in Rheinland-Pfalz.

Die Detailbeschreibung der einzelnen Etappen inklusive der landschaftlichen Höhepunkte würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. Dazu biete ich euch die Etappenbeschreibungen sowie die Laufberichte meines LebensLaufs 2013 an. Die Tracks zum Nachlaufen und Nachwandern findet ihr wie gewohnt am Ende dieses Berichtes.

First Class Versorgungspunkt

Pro Etappe haben wir einen Versorgungspunkt, möglichst in der Mitte der Strecke geplant. Nach 23 km erreichen wir den Ersten am Heisterberger Weiher. Die Crew erwartet das Unerwartete. Ein Versorgungsstand, der sich mit Fug & Recht so nennen darf. Carmen, meine Frau und Johanna zählen zum ehrenamtlichen Helfer-Team und warten schon sehr gespannt auf uns. Das, was die beiden auf den Tisch bringen, ist der Hammer und entschädigt allemal für die ersten Anstrengungen des Tages. Seht euch die Fotos an und urteilt selbst.

Einen Katzensprung vom Luxus-Buffet entfernt wartet bereits die Fuchskaute bei Kilometer 27 darauf, von uns erklommen zu werden. Mit ihren 657 Metern ü. NN ist sie die höchste Erhebung im Westerwald. Bevor aber allzu großer Jubel unter den Teilnehmern aufkommt, mach ich mich als Spaßbremse unbeliebt und kläre auf. “Äh…ihr Lieben …nur, weil wir am höchsten Punkt sind, heißt das nicht, dass wir ab jetzt nur noch bergab laufen. Eigentlich laufen wir nur den Berg runter, um danach den Nächsten wieder hoch zu kraxeln.” Mich treffen seltsame Blicke und ich versuche die Situation zu retten in dem ich mit meinem geballten Fachwissen über den, auf der Fuchskaute heimischen und sehr seltenen Borstgrasrasen aufwarte und ausgelassen referiere. Das ich das Ganze vorher heimlich von einem Schild abgelesen habe bleibt selbstverständlich mein Geheimnis.

Ja wo laufen sie denn?

Ab der Fuchskaute laufen Matthias und ich als Duo weiter und passieren nach ein paar Kilometern das kleine Örtchen Rehe mit seinem wunderschönen alten Rathaus. Weiter geht´s an der Krombachtalsperre entlang in Rrrrrichtung Rrrrrennerrrrod (wird tatsächlich so ausgesprochen). Irgendwann zerfällt auch der letzte Rest der kleinen Gruppe und ich laufe allein weiter. Böse Zungen munkeln, ein paar hätten sich verlaufen….? Kaum Vorstellbar: Bei der genialen Planung außerdem sind alle mit GPS UND Karte ausgestattet. Also quasi “Gürtel + Hosenträger”!

Ab Rennerod machten die Wettergötter dann auch Schluss mit Lustig. Von hier an laufen wir von einem Regenschauer zum nächsten Wolkenbruch. Und das ändert sich auch auf der zweiten und dritten Etappe nicht mehr.

Im Wald östlich von Rennerod donnert es direkt über mir mittlerweile echt ziemlich heftig und ich überlege, was wohl ein echter Buschmann jetzt tun würde? Da ich bis dahin noch keine Blitze wahrgenommen habe, entschließe ich mich weiter zu laufen. Zu dem fällt mir das Zitat der Blues Brothers Jake und Elwood ein “Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs”. Gut, das war ich nun nicht aber zumindest im Dienst der Guten Sache und da wird man seitens der Wettergötter wohl Verständnis für aufbringen und mich unbeschadet meines Trails rennen lassen.

Natural Pacemaker

So ein Gewitter im Wald macht echt ´ne super Pace und so schaffe ich es nicht nur die anderen einzuholen, nein ich überhole sie sogar mit ´nem 5:30er-Schnitt, und zwar ohne an ihnen vorbeizulaufen. Tja, it´s not a trick it´s magic. Ihr ahnt es bereits, sie haben sich allen Ernstes verlaufen.

Kurz vor dem ersten Etappenziel am Großen Secker Weiher höre ich Sandra und Tassilo hinter mir laut “Jööööörg” schreien. Als Veranstalter ist man echt beruhigt, wenn niemand verloren geht bzw. die “Herde” wieder beisammen ist. Apropos Herde; vielleicht sollte ich Nanuk meinen treuen Begleiter zum Hütehund umschulen.

Die letzten Tageskilometer laufen wir drei entspannt schnatternd in Richtung Badespaß. Dem fragwürdigen Vergnügen, nach stundenlangem Laufen im Regen schwimmen zu wollen, gehen dann nur noch Tassilo und ich nach. Ohne Jux, das war richtig, richtig gut! Dann ab unter die Dusche, denn im Jugendraum des Campingplatzes hat sich Annerose postiert. Sie erwartet unsere geschundenen Füße und Waden mit einem belebenden Fußbad inklusive anschließender Massage. Wow!

Anfahrt und Parken – WesterwaldSteig Endurance Trail

Von Herborn zum Secker Weiher

Startadresse Marktplatz, 35745 Herborn
Parken Schießplatz 1, 35745 Herborn
Parkgebühren nein
Startpunkt Am Brunnen auf dem Marktplatz
Entfernung zum Track 650 m vom og. Parkplatz aus
Zieladresse Campingplatz Weiherhof 1, 56479 Seck

Streckendetails – WesterwaldSteig Endurance Trail

Von Herborn zum Secker Weiher

Karte und GPS-Track 1. WesterwaldSteig Endurance Trail – Etappe 1
Aktivität und Datum Offizielle Laufveranstaltung, gelaufen ohne Hund am 17. Juni 2016
Land Hessen und Rheinland-Pfalz
Region / Subregion Westerwald / Hessischer Westerwald und Hoher Westerwald
Streckenlänge 45,90 km
Rundweg nein
Landschaft Wald, hügelig, einsam, offene Landschaft, Seen, Bäche, Höhlen
Benötigte Zeit 7:09:46
Höhenlage müNN tiefster Punkt +209 | höchster Punkt +657 (Fuchskaute)
Aufstieg / Abstieg 1.151 +Hm / 929 -HM
Weg beschildert, markiert ja (WesterwaldSteig)
GPS/Karte empfohlen nicht notwendig höchstens als Back-up
Kinderwagen geeignet bedingt
Fahrrad geeignet bedingt
Wegbeschaffenheit & Anteil ca. Singletrails 30 %, Wirtschaftswege 50 %, Asphalt 10 %, Wiese 10 %
Wasserstellen für Hunde ja
Anspruch Ausdauer hoch, Lauftechnik gering
Historisch ja
Sehenswertes (POI) Historischer Marktplatz HerbornPrähistorische Wohnhöhlen „Steinkammern“, Schauhöhle Herbstlabyrinth Breitscheid, Heisterberger Weiher, Naturschutzgebiet Fuchskaute, Krombachtalsperre, Großer Secker Weiher 
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1. WET – Etappe 2: Holzbachschlucht – Stöffel Park

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