Paderborner Modell der Lauftherapie

Gesundheitsorientiertes Laufen nach dem „Paderborner Modell“

Therapeutisches Laufen als Weg zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit – ein Erfahrungsbericht!

Von Jörg Schimitzek

Laufen ist gesund! Das hat jeder von uns schon gehört. Aktive Läufer bestätigen das sofort. Was ist dran am gesunden Laufen? Interpretieren wir da etwas in unsere subjektive Wahrnehmung hinein oder können wir durch die regelmäßige Bewegung tatsächlich einen präventiven, ja sogar therapeutischen Effekt erzielen? Falls ja, wie ist das zu erklären?

Diesen Fragen gehe ich nach, seitdem ich die positive Wirkung des Laufens zum ersten Mal an mir selbst bewusst wahrgenommen habe. Ich beobachtete, wie sich meine Lebensgewohnheiten änderten und darauf aufbauend ein verbessertes Lebensgefühl einstellte.

Nach dem Laufen spüre ich eine innere Ruhe, ich fühle mich ausgeglichener und bin mit mir im Reinen. Die Erfahrung, dass ich, seitdem ich laufe mit meinen persönlichen Problemen besser zu Recht komme hatte meine Neugierde geweckt. Ich wollte genau wissen was das Laufen mit mir macht und wie es auf Körper, Geist und Seele wirkt.

Man muss nicht lange recherchieren, um Antworten zu finden. Zu diesem Thema wurden zahlreiche Arbeiten angefertigt und Bücher verfasst. Sie beschreiben und bestätigen, was ich bis dahin nur annahm. Die positiven Auswirkungen des regelmäßigen Laufens existieren nicht nur als rein subjektive Wahrnehmung bei aktiven Läufern, sie sind wissenschaftlich erklärbar, nachweisbar und reproduzierbar.

Was ist Lauftherapie?

Ich bin mehr oder weniger zufällig auf diese Zusammenhänge aufmerksam geworden. Die positiven Effekte des Laufens lassen sich im Rahmen einer sog. „Lauftherapie“ jedoch auch gezielt herbeiführen. Unter Lauftherapie versteht man eine außerordentlich leichte Form des ausdauernden Laufens über eine definierte Zeitspanne. Zielsetzung der Lauftherapie ist, Menschen unter professioneller Anleitung in Bewegung zu bringen. Sie sollen die positiven Auswirkungen des Laufens selbst spüren und erleben. Im Rahmen einer Lauftherapie bzw. eines lauftherapeutischen Trainings vermittelt der Lauftherapeut den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Handwerkszeug zum gesunden, regelmäßigen Laufen.

Der Unterschied zu einem Lauftreff oder einer Laufgruppe besteht im Wesentlichen darin, dass die Lauftherapie gerade für unsportliche Menschen bestens geeignet ist. Ebenso für Nichtläufer und Teilnehmer die bedingt durch Stress, Krankheit, Übergewicht u.v.m. in einer schwierigen Lebenssituation stecken und sich selbst schlecht motivieren können. Unsportlich zu sein ist schon beinahe eine Voraussetzung für die Teilnahme an einem lauftherapeutischen Training.

Das Konzept des therapeutischen Laufens ist frei von jeglichem Wettbewerbsgedanken und sportlichem Ehrgeiz. Es geht nicht um die Laufstrecke, die man zurücklegen kann. Auch nicht um die Geschwindigkeit, mit der man in der Lage wäre, einen Lauf zu absolvieren. Das, im Sport vielerorts übliche und insbesondere für Anfänger abschreckende Vergleichen von Bestzeiten und gelaufenen Distanzen fehlt in der Lauftherapie gänzlich. Es zählen einzig und allein die beiden Faktoren Ruhe und Zeit. Zielsetzung ist das ausdauernde, langsame, entspannte Laufen über eine Zeitspanne von z.B. 30 Minuten. Die Übungen sind so aufeinander abgestimmt, dass i.d.R. jeder Teilnehmer dieses Ziel am Ende eines Lauftherapietrainings erreichen kann.

Laufen jenseits von Leistungsdruck und Leistungsstress.

Egal ob 500 oder 5.000 Meter. Welche Distanz jemand in der vorgegebenen Zeit laufen kann, ist unwichtig. Durch das wunderbare Konzept abseits von Leistungsdruck und Leistungsstress können sich bei allen Teilnehmern gleichermaßen positive Veränderungen einstellen. Die Lauftherapiegruppe ist ein geschützter Rahmen in dem es keinen Leistungsvergleich gibt. Den Prozess des Wandels im Verlauf des Lauftherapietrainings selbst wahrzunehmen und das Erlebte zu verinnerlichen sind wesentliche Aspekte, die dazu beitragen, den eigenen Weg aus einer ungünstigen Lebenssituation zu finden.

Auf Grund der Methodik ist das therapeutische Laufen außerordentlich gut als Präventivmaßnahme geeignet. Bei regelmäßiger, ausreichender Bewegung sinkt das Risiko von einer der sog. Bewegungsmangelerkrankungen betroffen zu sein erheblich. Darüber hinaus ist die Lauftherapie als Primärtherapie bei stressbedingten Erkrankungen oder in Kombination mit einer Ernährungsumstellung zur Gewichtsreduktion sinnvoll. Gleichermaßen hoch ist der Stellenwert dieser Methode als Therapie begleitende Maßnahme für Menschen mit Depressionen, Angststörungen oder beim absetzten von Suchtmitteln (Alkohol, Drogen, Medikamenten).

Überdurchschnittlicher Erfolg durch kleine Teilziele

Die Teilnehmer lauftherapeutischer Trainings und Kurse lernen durch Erfahrung, wie sie aus eigener Kraft den immerwährenden Lauf in ihrem „Hamsterrad“ unterbrechen und den inneren “Schweinehund” besiegen können. Von dieser sanften Methode des Laufen Lernens profitieren ganz besonders die Menschen, die auf Grund ihrer persönlichen Belastungssituation unter einem verminderten Selbstbewusstsein leiden und sich keine besonderen Leistungen zutrauen. Der systematische langsame Aufbau von Grundlagenausdauer sowie das gemeinsame Erreichen vieler kleiner Teilziele verschafft in erster Linie einem untrainierten Teilnehmer während eines Lauftherapietrainings überdurchschnittliche Erfolgserlebnisse.

Aus meiner eigenen Lauferfahrung heraus weiß ich, was man in seinem Leben „bewegen kann, wenn man sich nur auf den Weg macht“. Wer läuft, ist aktiv, kann gesundheitliche Krisen überwinden und das seelische Gleichgewicht (wieder) herstellen. Dieses Wissen weckte in mir den Wunsch, die Erfahrungen an anderen Menschen weiter zu geben.

Meine heutige Arbeit als Lauftherapeut und die „Laufschule Westerwald“ sind also das Ergebnis dessen was ich am eigenen Körper, Geist und Seele (Psyche) erfahren habe.

Das Geheimnis der Langsamkeit.

Ähnliche Beiträge