Marienthal – das Klosterdorf im Westerwald
„Wer Herr seiner Zeit, versäume nun ja nicht, von Hamm aus einen Abstecher nach dem in stiller Waldabgeschiedenheit in einer Waldschlucht liegenden ehemaligen Franziskaner – Kloster Marienthal zu machen. …..
Alles ladet in der Umgebung des Klosters zur Betrachtung, zu einem still beschaulichen Leben. Diese Waldeinsamkeit trägt einen ernst aszetischen Charakter und für den Freund des Waldlebens einen unerschöpflichen Born der reinsten Poesie. Munter bubeln von allen Seiten die rinnenden Bächlein, von Nah und Fern tönt der Amselschlag und der lustigen Finken Lied….“ (Weyden 1865)
Von Jörg Schimitzek
So schrieb der Siegtalreisenden Ernst Weyden in seinem Reisebericht „Das Siegtal“ – Leipzig 1865 (Quelle: http://www.klosterdorf-marienthal.de/Klosterdorf-Marienthal)
Die Motivation für die Worte die Weyden vor mehr als 150 Jahren niederschrieb kann man nachfühlen, sobald man sich selbst auf den Weg macht um die Umgebung des ehemaligen Franziskaner Klosters Marienthal per Pedes zu erkunden.
Ich bin bereits 2013 von hier aus auf dem WesterwaldSteig gelaufen und mir ist der Zauber dieses Ortes in guter Erinnerung geblieben. So gut, dass ich heute gerne zurückgekehrt bin, um mit Oli eine paar Kilometer zu laufen. Dem Outdoor Begeisterten stehen hier zahlreiche Routen und Wege zur Auswahl. Wir haben uns für einen 12,8 Kilometer langen Rundweg mit gut 400 zu überwindenden Höhenmetern entschlossen.
Die hügelige und waldreiche Gegend um das Klosterdorf wird von lediglich sehr kleinen Ortschaften und ein paar Feldern unterbrochen. So manche Kreisstraße, auf der wir anreisten erinnerte eher an einen forstwirtschaftlich genutzten Weg. Wer die Abgeschiedenheit und Ruhe sucht, ist hier genau richtig. Es bieten sich immer wieder exponierte Stellen an die das Auge mit einer wunderbaren Fernsicht belohnen und die Seele zur Ruhe kommen lassen.
Besonders beeindruckt war ich von der, von Georg von Peuerbach 1451 entwickelten Klapp-Sonnenuhr. Als moderner Buschmann fasziniert es mich immer wieder aufs Neue, mit welch einfacher aber genialer und höchst präziser Technik die Menschheit vor der digitalen Revolution zu Recht kam. Dankeschön, dass solche Dinge auf einem Wanderweg öffentlich zugänglich sind.
Das Ende der Welt
Die Strecke verläuft im rheinland-pfälzischen Teil des Westerwalds und hier etwa zu 60 % durch den Landkreis Altenkirchen, der Rest durch den Westerwaldkreis und somit auch durch die Kroppacher Schweiz. Ein besonders reizvoller Abschnitt auf schmalen Singletrails schmiegt sich eng an das steile Ufer entlang der Großen Nister und ist als das „Ende der Welt bei Stein-Wingert“ bekannt. Wer dort unterwegs ist, sollte auf jeden Fall trittsicher sein. Dieser Teil ist weder mit dem Rad noch mit Kinderwagen befahrbar. In Teilen ist der gut 1,5 Kilometer lange Abschnitt als Klettersteig angelegt. Den Einstieg in diesen Nisterbogen erreichen wir nach knapp 5 gelaufenen Kilometern.
Nach der halben Distanz stehen wir vor den Toren Idelbergs und drehen um 90° Grad in Richtung Nord-Westen ab. Auf dem Rückweg genießen wir die Blütenpracht die die Feldraine im Wonnemonat säumen.